Das Bauernlied.

(Gekürzt.)

Matthias Claudius

(1740-1815)


Wir pflügen und wir streuen
Den Samen auf das Land;
Doch Wachstum und Gedeihen
Steht nicht in unsrer Hand.

Alle gute Gabe
kömmt oben her, von Gott,
Vom schönen, blauen Himmel herab.

Der tut mit leisem Wehen
Sich mild und heimlich auf
Und träuft, wenn wir heimgehen,
Wuchs und Gedeihen drauf.

Der sendet Tau und Regen
Und Sonn- und Mondenschein,
Der wickelt Gottes Segen
Gar zart und künstlich ein.

Und bringt ihn denn behende
In unser Feld und Brot;
Es geht durch seine Hände,
Kömmt aber her von Gott.

Was nah ist und was ferne,
Von Gott kömmt alles her!
Der Strohhalm und die Sterne,
Der Sperling und das Meer.

Von ihm sind Büsch' und Blätter
Und Korn und Obst von ihm,
Von ihm mild Frühlingswetter
Und Schnee und Ungestüm.

Er, er macht Sonnenaufgehen,
Er stellt des Mondes Lauf,
Er läßt die Winde wehen,
Er tut den Himmel auf.

Er schenkt uns Vieh und Freude,
Er macht uns frisch und rot,
Er gibt den Kühen Weide
Und unsern Kindern Brot.

Auch frommsein und vertrauen
und stiller, edler Sinn,
Ihm flehn und auf ihn schauen,
Kömmt alles uns durch ihn.

Er gehet ungesehen
Im Dorfe um und wacht
Und rührt, die herzlich flehen,
Im Schlafe an bei Nacht.