Einführung Beschreibung des Themas

Das Land östlich des "Limes Saxonia" in Schleswig-Holstein wurde erst im Hochmittelalter Christianisiert und von den Deutschen Kolonialisiert. Frühere Missionspuren wurden im Slawenaufstand von 1066 vernichtet, so das Vicelin 1126 praktisch Neuland betrat als er von Neumünster aus die Slawenmission an der Ostsee neu begann. In einem neuen Aufstand 1138 wurde zwar vieles wieder zerstört aber als Vicelin 1149 Bischof von Oldenburg wurde war das Land der Slawenstämme der Wagrier und der Polaben ein fester Bestandteil des Deutschen Reichs geworden. Der noch von Vicelin, der 1154 starb, begonnene Dom in Oldenburg wurde 1156 von Gerold, Vicelins Nachfolger geweiht. Dieser Bau gilt im Allgemeinen als der erste Ziegelgroßbau in Nordelbien. Vermutlich hat Vicelin mit der Ziegelbaukunst in Schleswig-Holstein angefangen, ob aber schon 1127 in Neumünster oder 1134 in Segeberg oder doch erst nach 1150 in Oldenburg läßt sich wohl kaum mehr klären, da in den Quellen das Baumaterial und die Bauausführung eigentlich keine Rolle spielten. Außer den Granitfindlingen aus denen die vielen Feldsteinkirchen entstanden sind gibt es im Land keine eigenen Bausteinvorkommen, so daß die Hinwendung zum aus Ton oder Lehm, der hier recht häufig ist, gebrannten Backstein aus heutiger Sicht nur konsequent erscheint. Richard Haupt hat um die Jahrhundertwende sogar die Theorie aufgestellt, daß Vicelin den Backstein zwar nicht erfunden hat, aber mit Hilfe des flämischen Baumeisters Volchart, Chorherr in Neumünster und später in Segeberg, als erster in Norddeutschland damit anfing Kirchen aus Ziegelsteinen zu bauen, ohne dabei andere Backsteinvorbilder zu haben. Alfred Kamphausen sieht doch eher Vorbilder in Norditalien und Hans Joseph Böker verweist auf die frühen Bauten der Altmark und die Tuffsteinquaderbauten in Schleswig und Umgebung in denen das Prinzip des genormten Bausteins schon vorhanden ist.

Zwischen 1160 und 1173 werden die drei Dome in Ratzeburg, Lübeck und Schwerin begonnen. Um diese Zeit wird auch die romanische Basilika der Marienkirche in Lübeck errichtet. In Lübeck werden mit diesen beiden Bauten Maßstäbe und Dimensionen erreicht, die in der Romanik an der Ostsee nicht mehr überboten werden. Das Maßsystem aber, welches unter Vicelin und Gerold in Oldenburg, Segeberg und Bosau entstand, wirkte auf dem Lande weiter nach, so das die zwischen 1197 und 1244 errichtete kleine Basilika in Altenkrempe ganz ähnliche Dimensionen hat wie der ein halbes Jahrhundert ältere Dom in Oldenburg. Während der alte Dom aber noch eine einfache schmucklose flachgedeckte Pfeilerbasilika war, wird in Altenkrempe ein recht Komplizierter Vorlagen-Apparat verwendet, der an die, leider im 19.Jh. abgerissenen 1177 gegründeten, Benediktinerklosterkirche St.Johannes in Lübeck erinnern soll, die auch schon im Gebundenen-System errichtet und gewölbt war. Vermutlich hat das 1190 bezogene Zisterzienserkloster in Reinfeld, dessen Klosterkirche erst um 1236 geweiht wurde einen ähnlich starken Einfluß auf die Baukunst in Nordelbien gehabt. Von dieser Kirche ist allerdings ebenso wenig erhalten, da sie 1635 von den Wassermassen des Dammbruch des Herrenteichs zerstört wurde. Lediglich in der ab 1221 gebauten Kirche von Zarpen ist man sich sicher einen Bau der Reinfelder Klosterbauhütte vor sich zu haben. In Zarpen wird aber schon der Einfluß der Gotik deutlich und auch die Gruppe der Hallenkirchen in der Nachfolge von der Domvorhalle in Ratzeburg und der Stadtkirche von Gadebusch wird der neue Stil zur Jahrhundertmitte angenommen. Der Dom in Hamburg, die Emporenbasilika von 1248, scheint noch ein spätromanischer Bau gewesen zu sein aber schon der ihm am nächsten stehende Bau, der "Dom" in Meldorf, gilt als Frühgotisch, wenn auch auf dem Grundriß einer Kreuzförmigen Basilika des Gebundenen-Systems mit Apsiden an den Querarmen im Osten.

Nach 1250 wurden in Nordelbien keine romanische Bauten mehr errichtet, die Mission hatte zu dieser Zeit östlich des Schweriner Sees auf dem Land erst begonnen. Mann kann für die romanischen Backsteinbauten im östlichen Nordelbien den Zeitrahmen von frühestens 1127 bis etwa 1250 setzen und die geographische Verbreitung im wesentlichen auf die Landschaft zwischen Kiel im Norden, der Elbe im Süden, der Linie Kiel - Neumünster - Bad Segeberg - Bad Oldesloe und Hamburg im Westen und dem Schweriner See im Osten beschränken. Wobei Bauten in Westfalen, am Harznordrand in der Altmark in Pommern und in Skandinavien einen wichtigen Einfluß ausüben und die Bautengruppen an der nordfriesischen Küste und um Schleswig eine parallele und ähnliche Entwicklung haben. Altenkrempe kann man dabei sicherlich als Höhepunkt und spätes Beispiel für die romanischen Backsteinbauten außerhalb der großen Städte betrachten.