Geschichte 1 Die Mission und der Kirchenbau in Nordelbien von 800 bis 983.

(Meldorf, Schenefeld, Hamburg, Schleswig, Oldenburg)

Vor den Sachsen-Feldzügen Karl des Großen (gest.814) gibt es wenig Nachrichten über Norddeutschland. In der Baukunst kann man im wesentlichen von einer Holzbbaukunst ausgehen. Diese hat sicherlich auch Bauten von hohem handwerklichem und künstlerischem Wert hervor gebracht, von dem sich aber zumindest keine aufrecht stehenden Bauteile erhalten haben. Anfang des 9.Jh. wird die Elbemündung und der Unterlauf in die Reichspolitik von Karl dem Großen mit Einbezogen. In Bremen bestand seit 787 das erste Bistum in Sachsen und scheinbar wollte Karl mit einem in Hamburg geplanten Bistum nun auch über die Elbe hinausgreifen (Bau einer ersten Holzkirche um 811), aber sein Tod 814 machte diesen Plänen ein Ende. Zunächst hatte er die kirchliche Organisation im Südwestlichen Sachsen ausgebaut. Zwischen 800 und 805 wurden die Bistümer Minden, Paderborn, Münster, Osnabrück und Elze gegründet. Kaiser Ludwig der Fromme, Karls Sohn, verlegte um 815 das Bistum Elze nach Hildesheim und gründete in Verden ein vielleicht ursprünglich für Bardowiek geplantes Bistum, daß sich aber erst um 849 endgültig etablierte. Mit der Gründung eines Bistums in Halberstadt um 827 (Verlegung eines Missionsbistums aus Osterwiek, damals Seligenstadt, von um 820 ?) erreichte die Mission die Elbe-Saale Linie, welche die Ausbreitung nach Norden und Osten begrenzte. Um 814 wurden die Diözesen im Norden geordnet, dabei wurden auch die neu Missionierten nordelbischen Gaue den Bistümern zugeordnet. Bremen erhielt seinen alten Missionssprengel Dithmarschen. Stormarn und Holstein wurden dem Bistum des Bardengaus zugeschlagen der um 849 endgültig seinen Sitz in Verden hatte.

In Stade an der Elbe wurde durch Bf.Willihad spätestens seit 789 das Christentum eingeführt, und zischen 814 und 826 wird von Bf.Willrich in Meldorf (HEI) (Melindorp), dem Hauptort des Gaus der Dithmarschen, ebenfalls eine *Kirche eingerichtet. Die Grafschaft um Stade und nördlich der Elbe der Gau Dithmarschen bleiben danach einige Zeit enger mit Bremen verbunden. Bei Ausgrabungen unter der Johanniskirche in Meldorf, dem Dom der Ditmarschen, hat man die Reste des Karolingischen Baus aufgefunden. Es handelte sich um einen Saalbau mit einer Apsis im Westen und einer Umgangsartigen Anlage im Osten. Würde man den Bau um 180 Grad drehen, könnte man fast an einen Bau mit Westwerk denken, wenn auch mit etwas schwachen Fundamenten und vielleicht ein wenig zu früh in dieser kubischen Form. Aber die Ost-West Ausrichtung scheint in zu dieser Zeit noch nicht so festgestanden zu haben wie später (Rom St.Peter, Klosterkirche Fulda, Dom zu Mainz). Möglicherweise bezieht sich dieser quadratisch von Stützen umstandene nach Westen offene Raum auf verlorengegangene Holzvorbilder deren Erinnerung in späteren Holzbauten spürbar bleibt (*St.Drotten in Lund (S), Kaupanger (N), Heddal (N) und Årdal (N) ). In Schenefeld (IZ) wird zwischen 826 und 848 ebenfalls eine Kirche errichtet (St.Bonifatius). Auch hier hat man den Bau des 9.Jh. ergraben, ein Chorquadrat mit östlicher Halbkreisapsis. Dieser Teil stand vermutlich zunächst als selbständiger Bau von dem sich vielleicht Reste in den Mauern des heutigen länglichen Kastenchores erhalten haben. Später wurden im 12.Jh. im Westen ein etwas breiterer Saal mit umlaufender Sitzbank und ein nicht mehr erhaltener Rundturm angefügt. Bei Heiligenstedten (IZ) hat die *Burgkirche des fränkischen Kastels Itzehoe/Esesfeld gelegen. Auch nach dieser Gründung von um 810/30 hat man gegraben und sie 1932 bei Oldendorf vermutet. Diese vier Kirchen (Hamburg, Schenefeld, Heiligenstedten und Meldorf) gelten als die Urpfarreien von Nordelbien.

831 wurde dann das erste Bistum nördlich der Elbe gegründet und Ansgar zum Bischof von Hamburg ernannt, zu dessem Sprengel die Gaue Stormarn. Holstein, Dithmarschen und die Landschaft der Elbmarschen gehörte. Aber schon 845 wurden alle Pläne zunichte gemacht, als Wickinger Hamburg überfielen und der Dombau aus Holz in Flammen aufging. Der kleine Grenzort mit dem fränkischen Kastell Hammaburg wurde gründlich verwüstet und der Bischof Ansgar kam nur mit dem nackten Leben davon, die Klosteranlagen mit der 843 fertiggestellten Bibliothek samt den extra vom Papst in Rom beschafften Büchern wurden restlos zerstört. Ansgar zog sich nach Bremen zurück, wo er 848/9 Erzbischof wurde und vermutlich den einfachen Saalbau des Domes zur dreischiffigen Basilika ausbaute. Um 858 beginnt Ansgar mit dem Neuaufbau in Hamburg. Er besucht den Dänenkönig Horich I.(827-854) mehrmals und erhält die Erlaubnis in Ribe (DK) und Haithabu (bei Schleswig SL) Kirchen zu bauen. Ansgar macht auch mehrere Reisen nach Schweden und missioniert in Birka. Beim Tode Horichs I. schließt der dänische Graf Hovi zwar die Kirche in Haithabu, aber der dänische König Horich II. (854-~873) erlaubt der Kirche sogar eine Glocke zu benutzen. Nach dem Tode von Ansgar dem Erzbischof von Hamburg und Bremen im Jahre 865 erfolgt der Ausbau im Norden etwas langsamer. Um 890 besetzt ein Olaph aus Schweden Haithabu, so das der sächsische Einfluß in Süddänemark deutlich zurückgeht.

Nach dem Tod von Konrad I. wird 919 Heinrich I., der Herzog der Sachsen, zum Deutschen König gewählt. Nachdem er sich im Reich behauptet hat kann er bei Brennaburg an der Havel die Slawenstämme der Heveller und Daleminzier, und bei Lenzen die Obodriten und Wizen besiegen. Im Jahre 934 besiegt er die Dänen im Norden und erreicht die deutsche Oberhoheit über den wichtigen Ostsee-Hafen Haithabu. Er zwingt den Herrscher von Haithabu, Knuba einem Sohn Olaphs, sich Taufen zu lassen und setzt einen deutschen Markgrafen ein. Erzbischof Unni (918-936) besucht um 936 in Dänemark König Gorm, der vermutlich aus Südnorwegen stammte und spätestens um 940 Herscher von ganz Dänemark wird. Bei dieser Reise bekehrte Unni wohl auch dessen Sohn Harald, dem späteren König Harald Blauzahn, zum Christentum, bevor der Bischof nach Birka reiste und dort starb. Auch König Heinrich stirbt 936 und nach seinem Tod wird die Sachsenkolonie in Haithabu aufgelöst und der Markgraf umgebracht.

Otto I., der Sohn Heinrichs, wird der neue deutsche König (936-973) und bringt mit seiner Krönung am 2.Feb.962 in Rom die Kaiserwürde der Karolinger wieder ins Deutsche Reich. Otto.I. baut die Slawenmission im Osten aus und gründete 948 Bistümer in Havelberg und Brandenburg. Im Norden bei den Dänen werden zur selben Zeit die Hamburg unterstellten Bistümer in Haithabu/Schleswig, Ripen, Viborg und Arhus gegründet. Magdeburg, der alte Grenzhandelsort an der Elbe, wird von Otto I. verstärkt ausgebaut und 968 zum Erzbistum für die Slawenmission gemacht. Ihm werden die Bistümer von 948 unterstellt und die 968 neugegründeten von Merseburg, Zeitz und Meißen. Auch das Bistum Haithabu/Schleswig, von dem sich 968 das Bistum Oldenburg abspaltet, soll wohl zunächst Magdeburg unterstellt werden. Herman Billung wird 953 zum Markgrafen im Norden des Reiches und 961 zum Herzog in Sachsen. Die Billunger bauen Lüneburg zu ihrem Hauptsitz aus und gründen dort ein Benediktinerkloster. Von diesem Kloster hat sich leider nichts erhalten, da es außerhalb der Stadt auf dem Kalkberg lag, der später abgebaut wurde, und das Kloster 1376 in die Stadt verlegt wurde. Möglicherweise muß man sich einen vom Volumen ähnlichen Bau wie ihn Markgraf Gero in Gernrode baute vorstellen, wenn auch der Bautyp vielleicht ein anderer war und mehr St.Pantaleon in Köln oder St.Michael in Hildesheim glich zu denen eine engere Verbindung bestand. Dieses Kloster wurde später wichtig weil hier zum Beispiel der spätere Wendenfürst Gottschalk ausgebildet wurde. Der erste Dom in Oldenburg (Aldinburg/Starigard), dem Vorort der Wagrier, war ein Johannes dem Täufer geweihter Holzbau. Man hat im alten Wall einen Pfostenbau mit dem Maßen 18 x 6,5m ausgegraben (Halle 4), der als der erste Kirchenbau angesehen wird. Er wird als dreischiffiger Hallenbau rekonstruiert, den späteren Fachhallenhäusern der Bauern in der räumlichen Wirkung ähnlich. Wahrscheinlich hat man sich an die Tempelarchitektur Tradition der Slawen angelehnt, wie sie etwa in Groß-Raden bei Sternberg in Mecklenburg gut rekonstruiert ist. Im Hauptort der Obodriten, Mecklenburg am Nordende des Schweriner Sees, das scheinbar ein Nebensitz des Bischofs Wago von Oldenburg war, gab es eine Petrikirche und ein Nonnenkloster.

Otto II. (973-983) unternimmt 974 einen Feldzug nach Dänemark und besiegt Harald Blauzahn, der inzwischen König ist. Harald ist getauft und hat das Christentum in Dänemark unterstützt, auf seinem Runenstein in Jelling (Jütland, DK) rühmt er sich sogar die Dänen und Norweger zu Christen gemacht zu haben. Zwischen den Grabhügeln seiner Eltern, Gorm und Thyra, errichtete er eine Holzkirche. In der Zeit nach 972, möglicherweise nach den Siegen von Otto II wird die Pfostenbau-"Hallenkirche" in Oldenburg durch einen etwas kleineren Neubau (Halle 5) ersetzt. Nach dem Tod von Kaiser Otto II. kommt es 983 zu einem großen Slawenaufstand in dem alle Bistümer östlich der Elbe zerstört werden (Oldenburg/Mecklenburg, Havelberg, Brandenburg, Merseburg, Zeitz und Meißen). Sven Gabelbart, der Sohn Harald Blauzahns, vertreibt 986 seinen Vater und wird selbst König der Dänen. Harald flieht in die Slawische Hafenstadt Wolin bei der Odermündung und erliegt dort seinen Wunden. Unter Sven gewinnt wieder das Heidentum in Dänemark die Oberhand. 1012 wird Hamburg erneut überfallen, so daß Erzbischof Unwan (1012-1029) um 1015 mit einem Neubau beginnt. Außerdem gründet er auch ein Kannoniker Stift in Hamburg. Bischof Benno von Oldenburg (1014-1023), ein Kannoniker aus Hamburg, versucht den Sprengel Oldenburg und seine Kirche neu aufzubauen, er betritt sein Sprengel aber vermutlich seit 1018 nicht mehr und stirbt nach einem Schwächeanfall 1023 in Hildesheim, wo er bei Bischof Bernward weilte.