Herstellung

Für das Hohe Mittelalter hat sich keine genaue Beschreibung über das Herstellen von Ziegeln erhalten aber da sich das Handwerk bis zur Industrialisierung kaum verändert hat kann man mit einiger Sicherheit die Technik Rekonstruieren. Am Westriegel des Havelberger Doms wurde 1907 bei Ausbauarbeiten ein Mittelalterlicher Feldbrandofen freigelegt. Neuman hat 1959 das Verfahren in Niedersachsen untersucht und in Jerichow hat man nach Funden Brennversuche unternommen.

Als Voraussetzung braucht man abbau würdige Vorkommen von geeignetem Schlick, Ton oder Lehm, sowie ausreichend Wasser, Sand und Brennmaterial. Außerdem befanden sich die Feldöfen wegen der Brandgefahr etwas Abseits der Siedlungen. In Bad Segeberg gab es westlich der Kirche und nahe am See eine "Ziegelwiese", in Mölln, wo 1320 ein Thiedericus Lapiseidus dictus Thegeleer (Ziegeler) erwähnt wird, befand sich am Nordrand des Sees am Ausfluß der Stecknitz eine Ziegelei und im Bild des "Reinfelder Tiergartens", welches Daniel Freese um 1595 malte, befand sich der Ziegelhof an der Mündung des Herrenteich-Abflusses (Cuserinbach/Heilsau/Mühlenau) in die Trave. Auf dem als Prozeßunterlage dienendem Bild wird eine Ansammlung von Bauten bei der Trave als "Reinefelder Tegelschüne" bezeichnet. Der Komplex besteht aus einem lange U-förmigen Bauwerk, vermutlich eine Art Schutzdach für die zum Lufttrocknen ausgelegten Ziegelrohlinge. Innerhalb dieses "U" befinden sich jeweils an den Enden je ein Haus. Diese Häuser scheinen nicht so groß wie die Bauernhäuser der Nachbardörfer zu sein, auch ist das Satteldach nicht so weit heruntergezogen und die Giebel sind nicht abgewalmt. Ein weiteres ähnliches Haus steht außerhalb des durch das Schutzdach gebildeten Hofes auf der Seite zur Brücke hin, die den Bach kurz vor seiner Mündung in die Trave überquert. Alle Bauten scheinen aus Holz oder Fachwerk zu bestehen. Am Traveufer wird keine Anlandungstelle, wie für die Dörfer Benstaben und Wesenberg, dargestellt und es fehlen auch Hinweise auf den Rohstoffabbau. Unweit der alten Ziegelei, auf der anderen Seite der jetzigen Bundesstraße 75, der alten Heerstraße und späteren Chaussee, liegt heute der Gasthof "Kalkgraben". An diesem Ort wurde vermutlich der aus Segeberg auf der Trave herbeigeschaffte Kalk in größeren Gruben gelöscht, um als Mörtel für den Klosterbau zu dienen. In Reinfeld wird wenige Hundert Meter vom alten Tegelhof entfernt, der noch 1806 an gleicher Stelle, auf Topographischen Karten eingezeichnet ist (1865 allerdings weiter westlich im Bereich der Steinfelder Hude eingezeichnet), beim Hof Dröhnhorst heute noch keramisches Kunsthandwerk betrieben.

Die Stecknitz und die Trave waren wichtige Verkehrsverbindungen mit Lübeck, möglicherweise wurden also vom Zisterzienserkloster in Reinfeld und der Stadt Mölln, einem Umschlagsmarkt vom Landweg auf den Wasserweg, Backsteine für den Handel Hergestellt. Später hat allerdings eher Lübeck seine mit dem Ratssiegel versehene Ziegel in das Umland Exportiert. Besonders der Terrakotta-Bauschmuck des Statius von Düren (1551-66), dessen Werkstatt im Bereich der heutigen Hansestraße westlich der Altstadt lag, fand in der Renaissance große Verbreitung, In Schleswig-Holstein schmückten seine Reliefplatten das Herrenhaus von Bothkamp und in Mecklenburg kann man sie heute noch an den Schlössern in Gadebusch, Schwerin, am Fürstenhof in Wismar, Güstrow, Schloß Ulrichhausen bei Malchin und in Küstrin am Schloßhof und am Zeughaus sehen. In Lübeck schmückten seine Terrakoten die Fassaden von Beckergrube 30, Mengstraße 27, Wahmstraße 27 und 33-37, Kohlmarkt 13 und Braunstraße 4 (später Musterbahn 3). Südlich nahe der Hansestraße gibt es einen "Töpferweg". Nördlich der Hansestraße, die vor dem Holstentor westlich der Lübecker-Altstadtinsel liegt gibt es heute eine "Ziegelstraße" an der die alte Ratsziegelei lag , sie kennzeichnete ihre Produkte mit einem Ziegelstempel in dem ein Doppeladler zu erkennen war. Der älteste bekannte datierter lübecker Ziegelstempel ist die "Domglocke", welche auf Steinen gefunden wurde die zum Domumbau unter Bischof Bocholt (1329-41) gehörten. 1358 lag die Ziegelei des Domes am westlichen Traveufer gegenüber der Engelsgrube [Haupt 17,4]. Der lübecker Bauhof, unterhalb des Domes gelegen, benutzte für seine Ziegel ein Dreieck mit Querbalken als Stempel. Die Bauhof-Ziegelei befand sich bei Genin, einem Dorf südöstlich von Lübeck am Trave-Südufer. Die Ziegelei von St.Petri, die bis 1907 bestand, lag ebenfalls in den Geniner Wiesen, ihr Ziegelstempel war ein Schlüssel mit den Buchstaben S und P. Nach Westen hin, Trave aufwärts lag die Ziegelei von Paddelügge und weiter westlich vor Reinfeld lag die Ziegelei von Groß-Wesenberg.[Im Wesentlichen aus "Historische Häuser in Lübeck" von Manfred Finke, Lübeck 1989] Auf Karten von vor 1936 sind zwischen Reinfeld und Lübeck direkt an der Trave sechs Ziegeleien eingetragen und parallel dazu etwa vier Kilometer südlich drei weitere. (An der Trave von Ost nach West: Genin, Padelügge, Hansfelde, Legan, gegenüber Hamberge und bei Heidberg westlich von Klein-Wesenberg. Südlich der Trave am Elbe-Trave-Kanal bei Nieder-Büssau, bei Rothenhausen und westlich des Gutes Trenthorst bei Stückendamm.) Von Lübeck aus nach Süden zog sich eine weitere Gruppe von Ziegeleien. Ohne Nieder-Büssau waren es bis in die Gegend von Nusse etwa sieben. Für Lübeck waren die Ziegelei westlich von Behlendorf am Kanal und die beiden Ziegelein von Nusse von Bedeutung, da sie in Enklaven im Herzogtum Lauenburg lagen, die zum lübecker Stadtgebiet gehörten. Am bekanntesten dürfte heute allerdings die "Alte Ziegelei" in Groß-Weeden sein, da auf dem dortigen Gelände eine gleichnamige Großraumdiskothek eingerichtet wurde. (Am nördlichen Gewände des Westportals der Kirche von Altenkrempe befindet sich ein Backstein mit der Inschrift "Groß Weedener Ziegelei, 18- E.V.Krogh -97)

In Lübeck und seinem Umland gab es zwei Sorten von Tonvorkommen: den Blau-Grauen-Ton und den Gelben-Ton. Von der heutigen Travemündung aus nach Süden bis weit in das Herzogtum Lauenburg hinein erstreckte sich am Ende der letzten Eiszeit ein großer Stausee, auf dessen Grund sich etwa 300 Jahre lang eine etliche Meter dicke Schlickschicht ansammelte. Dieses Sediment bildete im wesentlichen die heutigen Vorkommen des Blau-Grauen-Tons, der für viele Küchengeräte und auch Offenkacheln verwendet wurde. Für den Backstein besser eignete sich aber der Gelbe-Ton, der vor allem wetterbeständigere Ziegel hergab. Dieser Gelbe-Ton hatte ursprünglich ebenfalls eine Blau-Graue-Farbe, seine oberen Schichten sind allerdings etwa zwei bis vier Meter tief Oxidiert, was die gelbliche Färbung erklärt, außerdem ist er etwa anderthalb meter tief entkalkt, was seine Frostbeständigkeit erhöhen soll. In Lübeck befinden sich seine Vorkommen vor allem im Westen des Stadtgebietes, so auch bei der Hansestraße. Die Ziegelei Leban an der Obertrave und auch die Ziegelei Tidemann an der Behlendorfer Schleuse bauten ebenfalls diesen Ton ab. Bei Nusse wurde 1903 der Dryaston nachgewiesen dessen Pflanzenreste Aufschluß über die Pflanzenwelt nach der letzten Eiszeit geben. Prof.Dr. Paul Friedrich gibt 1909 in seiner Schrift "Der Geologische Aufbau der Stadt Lübeck und ihrer Umgebung" eine Auflistung der Verwerter der Tonhaltigen Böden.

Geschiebemergel: Travemünde, Hobbersdorf, Mönkhagen, Gr.Weeden, Ratzeburg und Mölln (Ziegelei Hammer)

Blauer Ton: Brandenbaum und die 1909 schon eingegangenen Ziegeleien in Lauen und Marli (Wallbrecht). Aus dem blauen Ton vom Köpfenberg wurden die weißen Ofenkacheln hergestellt.

Gelber oder obere Ton: Vorwerk, Buntekuh, Genin, Hansfelde, Reecke, Potlitz, Ziegelei Bauhütte bei Niederbüssau, Gr.Schenckenberg, Behlendorf (zwei Ziegeleien am Kanal), Fackenburg, Stockelsdorf. Die mittelalterlichen Ziegeleien lagen beim Einsegel und vor dem Holstentor.

In Neustadt befand sich die Ziegelei nördlich der Altstadt am Ufer des Binnensees, unmittelbar vor der Stadtbefestigung (Mauer oder Wallanlage) unweit des Kremper Tores. Das Ziegelbrennen wird hier zuerst 1390 nach einem Stadtbrand erwähnt, aber geht wohl auf die Zeit der Stadtgründung zwischen 1238 und 1244 zurück. Der erste Lehm wurde noch vor Ort direkt vor der Stadt abgebaut, nachdem aber die Vorräte hier erschöpft waren wurde der Rohstoff von den gegenüberliegenden Inseln mit Prähmen geholt. Anfang des 19.Jh. wurde das Ziegelbrennen an diesem Ort ganz eingestellt. Auf Karten um 1800 erscheint noch bei Jarkau etwas nordwestlich des Binnenwassers eine Ziegelei.

In Kiel, wo seit der Mitte des 13.Jh. Ziegelbauten entstanden, wird 1490 die "Privilegierte Nikolai Ziegelei" erstmals genannt. Die Ziegelregister sind in Kiel etwa seit 1535 erhalten. Aus diesen geht hervor, daß man Ziegel Beispielsweise nach Neumünster, Plön, Rendsburg, Preetz und Gottorf bei Schleswig lieferte. Auf einem Stadtplan von 1665 den Mathias und Nicolai Petersen erstellten, ist der Standort der Ziegelei mit den langen Schutzbauten zum trocknen der Rohlinge, etwa im Bereich der heutigen Auguste-Viktoria-Straße und des Stresemann-Platzes am Fördeufer südlich der Altstadt erkennbar. Nordwestlich des Stresemann-Platzes beginnt eine Straße, die heute noch Ziegelteich heißt, und somit auf das gleichnamige Gewässer hinweist, dessen Südrand sie schneidet. Der sich heute nach Nordosten erstreckende Holstenplatz bedeckt in etwa den damaligen Ziegelteich und sein nördliches Anschlußgewässer, das im 19.Jh. als Pferdebörn in älteren Ansichten aber auch als Mühlenteich bezeichnet wird. Der Ziegelteich war vermutlich die erste Entnamestelle des Rohstoffes, die sich vielleicht später mit Wasser füllte. Dieser Teich ist auch schon auf den Stadtansichten von 1585 und 1588 zu erkennen, die für Braun und Hoggenberg gestochen wurden. Vielleicht ist der niedrige lange Bau mit dem Turmartigen Vorbau am Fördeufer mit der Ziegelei in Zusammenhang zu bringen. Denkbar wäre ein Trockenschuppen mit einem festen Brennofen, aber es fehlen zum Beispiel Hinweise auf Schornsteine, die bei den Wohnhäusern gut dargestellt sind, bei den Stadthäusern auch mittig an den Brandwänden wie es an Lübecker Bauten für die Zeit nachgewiesen ist. Am 1.1.1832 wurde an diesem Ort der Betrieb eingestellt. Im Bereich der Ziegelei entstand im 19.Jh. der erste Bahnhof, der später weiter nach Süden verlegt wurde.

[z.T.aus Beitr.von Peter Hamann in "Denkmal, Schleswig-Holstein, Zeitschrift für Denkmalpflege in ScHo, 3.Jg. 1996]

In den beiden Städten Hamburg und Lüneburg scheint sich die Backsteinbauweise erst zur Mitte des 13.Jh. durchgesetzt, oder zumindest verbreitet zu haben, wobei Lüneburg in der neuen Bauweise neben Lübeck bald einen führenden Einfluß nahm, der weit nach Osten und Süden reichte, während in Hamburg der Fachwerkbau für Wohn und Handelsbauten weiter vorherrschend blieb. In Lüneburg gilt der Bau der Ratskapelle zum Heiligen-Geist am Ochsenmarkt als einer der frühesten Backsteinbauten in der Stadt. Reste der 1297 einigermaßen sicher als Ziegelbau nachweisbare Kapelle stecken in der heutigen Nordost-Ecke des Rathauses, ihre Bauzeit lag vermutlich um oder kurz nach 1250. Ein Ratsziegelhaus wird im Februar 1282 zum erstenmal erwähnt, "Holsten" (=Hohlsteine) für die Dachdeckung. (Mönch und Nonne) im Jahre 1295.[S-198] Als 1371 die herzogliche Burg auf dem Kalkberg von den lüneburger Bürgern zerstört wird, beschließt die Stadt auch das Benediktinerkloster St.Michael, daß bisher auf dem Kalkberg neben der Burg lag, in die Stadt zu verlegen. Wohl schon 1376 beliefert der Ziegelhof vor dem Altenbrückertor den Neubau von St.Michael. [S-29, nach L.A.Gebhardi] Am 12.März 1379 stellte der Klosterkonvent einen gewissen Hinrik Bremer als Maurermeister ein. Schon 1346 erscheint im ältesten Stadtbuch ein Bremere,lapicida. Die Bauarbeiten zogen sich lange hin so daß für die besonderen Anforderungen des Klosters um 1430 der Abtsziegelhof angelegt wurde. [S-30] Auch für die Kirche St.Johannes, dessen Hallenarchitektur für eine größere Gruppe von Hallenkirchen Vorbild war, gab es eigene Ziegelhöfe. Am 25.März 1406 schlug in den Kirchturm der Blitz ein.. Auf die dem Brand, der den Turm stark beschädigte, folgenden Reparaturen wird ein überlieferter Vertrag vom 14.August 1421 bezogen, in dem der Pfarrer gegen eine Rente von 24 Schilling gestattet, daß auf seinem Pfarracker südlich des nördlich von Lüneburg gelegenen Dorfes Adenbruch Tonerde für die Bauarbeiten an seiner Kirche abgebaut wurde. Vom 23.März 1425 wird ein zweiter Vertrag überliefert, in dem der Bürgermeister und der Rat die Erlaubnis erhielten acht besäte und zwei unbesäte Ackerstücke abzugraben und die Tonerde brennen zu lassen. Der Pfarrer mußte für seinen Verdienstausfall natürlich entschädigt werden. Er erhielt für die Zeit bis er seine Äcker wieder nutzen konnte jährlich zu Martini zwei Wichimten reinen Roggens und tausend Dachsteine. Nachdem die Äcker ausgebeutet waren sollte der Kamp mit guter Erde wieder aufgefüllt werden, und der Rat mußte den Acker sechs Jahre lang pflügen und bestellen.[S-69] In Lüneburg gibt es eine große Anzahl von verschiedenen Formziegeln, selbst wenn wie nach 1576 beim Neubau der Marienkirche des ehemaligen Franziskanerklosters ein Teil (etwa ein fünftel der ca.250000 benötigten Steine) aus Harburg herbei geschafft werden mußten wurden alle Formsteine vom Ratsziegelhof geliefert.[163/5] Besonders auffällig ist in Lüneburg gegenüber anderen Orten die sehr häufige Verwendung des Taustab-Motivs, daß in Lüneburg um 1467 zum ersten mal als Formziegel auftritt. Auf der Stadtansicht von 1574 nach Braun und Hogenberg wird im Hintergrund "Dat Toigelhus" bezeichnet, dasselbe erscheint vermutlich auf der Stadtansicht von 1650 von Merian am rechten Rand. Dort stehen zwei Satteldachhäuser im rechten Winkel zueinander, von dem einem steigt Rauch auf, am Wegesrand steht ein Kastenförmiges Objekt mit Strebepfeilern, wenn das Buschartige Gebilde auf seiner Oberseite Flammen und Rauch darstellen, könnte es sich um einen Feldbrandofen handeln. Die Bezeichnung bezieht sich entweder auf das Ziegelhaus oder die Ziegelkuhle, die sich dann am Bildvordergrund befindet. Beide Bezeichnungen beziehen sich wohl auf die Ziegelei westlich von St.Johannes. Südlich des Bahnhofes befindet sich dort noch heute die Straße Am Altenbrücker Ziegelhof. Eine Tongrube könnte sich weiter westlich am Ziegelkamp befunden haben, der Kanonenteich wäre dann mit der "Zigelkhul" von 1650 identisch. Auf dem "Grundriß der Stadt Lüneburg" von C.E.Appuhn aus dem Jahre 1802 ist eine Ziegelbrennerei gut erkennbar.

In Hamburg gibt es einige Großbauten, die mit den Anfängen der Backsteinbauweise in der Stadt in der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts verbunden werden; 1220 wurde vor der Stadt im Nordwesten (am heutigen Hauptbahnhof) das Leprosen-Hospital St.Georg gegründet, 1235 gründeten die Franziskaner das St.Maria.Magdalena-Kloster, 1236 die Dominikaner das St.Johanniskloster. Im Jahr 1248 wird im ältesten Stadterbebuch ein "domus lapidea" erwähnt und im selben Jahr der Domneubau als Emporenbasilika aus Backstein begonnen, sowie das Heilig-Geist-Hospital am Rödingsmarkt genannt. Alle vier Kirchen und der Dom hatten eigene Ziegeleien neben den drei Städtischen. Die älteste, auf dem Borgesch in St.Georg, wurde 1293 vom Rat gekauft, die zweite um 1300 auf dem Teilfeld vor dem Millerntor angelegt und die größte um 1400 in Farmsen gegründet. Schon ab ca.1350 mußte für das Ziegelbrennen Holz eingeführt werden, da der Bedarf nicht mehr durch stadteigene Wälder gedeckt werden konnte. Ab etwa 1500 wurden auch Backsteine Importiert und da sich die Lehm-Lagerstätten der Umgebung immer mehr erschöpften wurde 1624 der Rat aufgefordert die unrentablen Ziegelhäuser eingehen zu lassen. Die Ratsziegeleien verkauften die Ziegel zum Selbstkostenpreis um Konkurrenzfähig zu bleiben und den Ziegelbau zu fördern aber selbst nach dem großen Stadtbrand von 1284 wurden die meisten Wohnbauten wieder in Fachwerk errichtet. 1483 forderten aufständische Bürger kostenlose Ziegelsteine aber der Rat konnte dem nicht nachkommen. Seit 1529 bis ins 18.Jh. erhielt jeder, der einen Steingiebel errichtete tausend Mauerziegel und ein Wispel Kalk kostenlos vom Rat. Der Anteil an Ziegelbauten bei den Wohn- und Geschäftshäusern in Hamburg erreichte aber trotz aller Fördermaßnahmen des Rates nie den Umfang von Lübeck oder Lüneburg. Der große Baustoffbedarf in Hamburg förderte auch die Produktion in Nachbargemeinden. Nachdem zum Beispiel Heinrich Graf von Ranzau 1564 das Gut und Dorf Wandsbek aufkaufte, errichtete er außer seinem prächtigen dreiflügeligem Renaissance-Schloß südöstlich davon bei Groß-Jüthorn eine Ziegelei.

Die Produktion von Ziegeln ist ein langwieriger Prozeß wenn er mit aller Sorgfalt ausgeführt wird und erfordert einen recht großen Lagerraum sowie ausreichend Rohstoff und Heizmaterial. Wegen der benötigten Menge für die Bauaufgaben und dessen Gewicht Lohnt sich die Produktion nur bei ausreichend Absatzmöglichkeiten in der Nähe oder einem geeignetem Verkehrsweg, beispielsweise einem schiffbarem Wasserweg.

Arbeitsschritte bei der Produktion von Ziegeln (Jerichow Klostermuseum):

  1. Abbau Und Einsumpfen in großen Gruben.
  2. Überwinterung In den Gruben Ausfrieren der schädlichen Substanzen und Mineralien um das spätere ausblühen zu verhindern. (Humus, Kalk, Gips und Salpeter)
  3. Aufbereitung (im Frühjahr) Zerkleinern und Durchkneten der Masse unter Zusatz von Wasser und eventuell Armierungsmaterial wie Spreu.
  4. Formgebung In Kastenform für den Normalstein, oberer Abstrich mit der Hand oder einem Brettchen, später abschneiden mit einem Draht. Bei geformten Lagersteinen wird entlang von Holzlehren geschnitten oder die Kastenformen erhalten Einsätze. Für besondere Formsteine freies herausschneiden aus den Tonkuchen oder größeren Platten.
  5. Lufttrocknung (3-6 Wochen) Möglicherweise auch Bearbeiten der Rohlinge.
  6. Feldbrandofen Stapeln der Rohlinge im Ofen oder Bau einer Ummantelung.
    Brennmaterial: Torf und Holz oder Holzkohle,
    Anlegen von Luftkanäle
  7. "Schmauchfeuer" 2-3 Tage mit niedriger Temperatur Ausschwitzen der Restfeuchtigkeit
  8. "Mittelfeuer" 2-3 Tage
  9. "Vollfeuer" 2-3 Tage bei 800-1000°c
    Vermauern der Öffnungen

Bei jedem Brand kann man ca. 10000-12000 Steine Herstellen davon sind etwa ein Drittel von guter Qualität. Mit diesem werden die Wichtigsten Sichtflächen oder die Stellen höchster Beanspruchung gemauert, das restlichem Material wird z.B. für die Mauerkerne und ähnliche den Blicken entzogene Stellen verwendet.

Beim Dorf Volkmarode in der Nähe von Braunschweig gab es die Ziegelei "Moorhütte". Das hier verwendete kalkige und Grau bis Dunkle "Ton-Gestein" entstammt der Kreide und Jura und war ca. 150 Millionen Jahre alt. Vor der Einführung von moderneren Methoden brannte man die Steine in Feldbranndöfen. Bei diesen baute man aus den Rohlingen Mieten von etwa vier Metern Breite, neun Metern Länge und bis zu vier Metern Höhe. dieser lockere Steinstapel wurde mit Holzkohle ausgefüllt und mit Lehm verkleidet. Nach dem Brand wurde die "Ofenwand" abgeschlagen um die Backsteine zu bergen. Es läßt sich denken, daß der Brand sich schlecht lenken ließ und viele Umwelteinflüße ,wie Wind, Regen und anderes mehr, auf die Güte der Steine einen großen Einfluß nahmen. Der Brand war selten gleichmäßig, so daß es beim gleichen Brand oft gesinterte bis zu angeschmolzenen und dabei verformten Steinen, bis zu solchen die kaum gebrannt, und somit wenig Wetter- und Wasserbeständig und auch eine geringe Druckfestigkeit hatten, gab.

Beschreibung der Arbeitsgänge nach Johann Nepomuk Schönauer, zitiert aus seinem "Praktischen Darstellung der Ziegelhüttenkunde" (Salzburg 1815).

"Der Ziegelformer nimmt die längliche Form . . . stoßet sie in eine nebenbei stehende Tonne mit Wasser, bestreuet solche dann mit feinen Sand und setzet sie auf den Tisch, dessen Oberfläche ebenfalls mit Sand bedeckt ist, um das Ankleben des Lehms zu verhindern. Nun nimmt er von dem auf dem Tisch vor sich aufgetürmten Tone eine dem Umfange der Form verhältnismäßige Quantität und wirft sie mit aller Muskelkraft hinein, drückt ihn überdies an den Ecken noch scharf hin, da die Ziegel sonst im Feuer ihre Regelmäßigkeit verlieren . . . hierauf ergreift er ein vor sich liegendes, verhältnismäßig langes ganz gerades Lineal (Streichholz) oder einen Bogen mit Draht und fährt - zieht solche mit beiden Händen haltend - streng längs dem oberen Rand der Form hin . . . wirft den abfallenden Lehm zum Haufen, drückt das Fabrikzeichen darauf, bestreuet die Oberfläche ebenfalls mit Sand, ergreifet die Form mit beiden Händen, ziehet sie von dem Tisch, bringt den Ziegel auf ein untergeschobenes Brett, deckt die obere Fläche mit einem anderen zu . . . stürzet den Ziegel - manchmal mit einem Stoß an die schmale Kante der Form - auf letzteres und übergiebt so den fertigen Ziegel samt diesem Brett dem Träger . . . Ein fertiger Ziegelstreicher macht in zwölf Stunden zwölfhundert Mauersteine."