Skizze 3 Oldenburg, Süsteren, Bad Oldesloe und die Basilika in Bosau.

Der dem St.Johannes d.T. geweihte Dom in Oldenburg, den Vicilin begann und Gerold vollendete (1156?) stand nicht am Standort seiner Vorgänger bis 1066 im Burgwall. Diese befanden sich im östlichen fürstlichem Teil der Slawenburg die lange der Vorort Wagriens war, aber nach 1138 scheinbar verödete. Südlich der Burg vorgelagert befand sich der alte Markt durchschnitten vom uralten Weg, der von der Burg kommend dem Übergang über den Oldenburger Graben zustrebte. Etwa in der Mitte dieses südlich der Burg vorgelagertem Marktplateaus wurde um 1150 mit dem Bau des Doms begonnen, der sich bald bis an den westlichen Rand des Geländes erstreckte. Der Markt verschob sich nach Osten und wurde nach Süden etwas vergrößert, östlich davon entstand nach der Zerstörung der Burg auf dem Wall (1261) der neue Sitz des gräflichen Vogts (Curia) beim Kuhof.

Der Dombau war ursprünglich eine flachgedeckte Pfeilerbasilika mit sechs Arkaden im Langhaus. Östlich schloß sich nach Haupt ein quadratischer Chor mit runder Apsis, nach Kamphausen ein überquadratischer flach abschließender Chor an. Im Westen war dem Bau ein seitlich etwas überstehender querriegelartiger Turmunterbau vorgelagert der zum Langhaus hin offen ist und oben in ein Mittelturm übergeht. Ob hier tatsächlich eine Zweiturmfront geplant war wie am Dom in Lübeck ist fraglich, eher läßt sich ein wohl nie ausgeführter Sächsischer Querriegel denken, wie an den Kirchen um Jerichow oder am Dom in Havelberg. Allerdings werden die Westbauten dort nicht unterteilt, wie es in Oldenburg durch je einem Pfeiler geschehen ist. Durch diese je zwei Arkaden wird der Rhythmus des Langhauses weitergeführt und ähnelt damit der Basilika in Altenkrempe, wo das Turmuntergeschoß auch in das Langhaus integriert ist, oder fast der Eindruck entsteht der Turm wurde über dem westlichen Joch des Langhauses errichtet. Die Pfeiler mögen einer Planänderung angehören und als Unterbau für den Einturm notwendig geworden sein, vielleicht als Rückbeeinflußung der Basilika von Altenkrempe, die etwa zwischen 1197 und 1244 entstand. Das Westportal in Oldenburg läßt sich dementsprechend auch eher um 1230 einordnen. Vorbilder für diese auf zwei Doppelarkaden stehenden Mitteltürme gibt es in der näheren Umgebung nicht.

In der Nähe von Jerichow am Ostufer der Elbe gibt es zwei Oldenburg ähnliche Backstein- Basiliken in Schönhausen und Sandau. Beide Entstanden zwischen 1150 und 1220, wobei bei beiden der Chor mit Apsis vor 1200 fertig gewesen sein mag und der weitere Ausbau von Westen nach Osten erfolgte, bei Sandau möglicherweise auch bis zur Mitte des 13.Jh. Die Fundamente und die Sockel wurden aber wahrscheinlich für den gesamten Bau schon in der Ersten Bauphase ausgelegt. Bei beiden ist der Chor deutlich überquadratisch und anfangs wohl flachgedeckt gewesen, in Schönhausen hat sich allerdings ein Tonnengewölbe erhalten wie es auch ursprünglich für die Ostpartien des Ratzeburger Doms geplant gewesen sein mag. Der Quadratische Chor wie er durch ein Kreuzgratgewölbe bedingt wird, hat sich scheinbar erst gegen 1200 durchgesetzt, wie in Redekin bei Jerichow, dessen Dorfkirche Zwischen 1200 und 1220 angesetzt wird. Wenn der quadratische Chor in Oldenburg richtig rekonstruiert ist (Haupt) folgt der Dom anderen Vorbildern oder war von Anfang an mit Kreuzgratgewölben geplant. In der Breitenausdehnung der drei Langhausschiffen ähneln sich die Bauten, sowie Schönhausen auch sechs Arkaden aufweist. In der Arkaden Gestaltung und Stützenausbildung unterscheiden sie sich allerdings erheblich. Oldenburg erscheint in seiner schlichten Gestalt, die Arkaden setzen lediglich auf Kämpferplatten auf, welche die Pfeiler nach oben abschließen, wesentlich altertümlicher, oder was die generelle Schmucklosigkeit betrifft fast ärmlich.

Die erste Klosterkirche in Corvey wurde 844 geweiht und bestand aus einer querschifflosen Basilika mit einem Mittelschiffsbreitem ein wenig unterquadratischem Kastenchor. Der alte Dom in Bremen, den Ansgar um 860 began war ebenfalls eine Querhauslose Basilika mit einem quadratischem Chor aber scheinbar ohne Ostapsis. Vom ehemaligen Westabschluß ist nichts bekannt, da dort die später gebaute Krypta des heutigen Baus liegt. Die Abmessungen stimmen mit Oldenburg erstaunlich gut überein, auch die mögliche Westausdehnung, wenn man das Langhaus in Bremen nicht allzu weit im Bereich der heutige Krypta enden läßt. Der Bau in Bremen wurde aber spätestens beim Brand von 1041 zerstört und durch einen Nachfolger ersetzt ,der im Maßstab dem alten Kölner Dom folgt. Vom Dom in Hamburg wissen wir wenig, aber da die Emporenbasilika, die 1248 begonnen wurde, dem Bremer Dom in seiner Gestalt von nach 1224 mit den neuen der Westfassade vorgesetzten Türmen, zumindest in der Grundrißgestalt folgt, kann man möglicherweise für frühere Bauten eine vergleichbare Verwandtschaft annehmen, zumal beide Bistümer seit Ansgar vereinigt waren und vom selben Bischof regiert wurden. Der mindestens 845, 983, 1012 und 1018 zerstörte oder beschädigte Dom wurde allerdings erst seit 1037 durch einen Steinbau ersetzt, der wiederum 1066 und 1072 zumindest schwer beschädigt wurde. Graf Adolf von Schauenburg, der 1111 der Graf von Holstein und Stormarn wurde und dessen Sohn Graf Adolf II. 1142 auch Wagrien mit dem Hauptort Oldenburg dazu erhielt, ermöglicht 1106 die Wiedererrichtung des Doms in Hamburg. Von all diesen Bauten vor 1248 in Hamburg ist nichts bekannt, vielleicht wurden aber Reste von 1106 in die Emporenbasilika von 1248 mit einbezogen, da beim Abbruch des zur fünfschiffigen Halle erweiterten Domes 1806, Rundbogenfriese und eine jochweise Lisenengliederung an den Obergaden-Resten des Mittelschiffes zutage kamen, die eher auf eine Entstehung vor 1248 schließen lassen. Wenn man aber annimmt, das der Dom von 1106 schon ähnliche Abmessungen wie der "Neubau" von 1248 hatte, so bleibt von 1072 bis 1150 eine Lücke für die ein vermittelnder anderer Bau anzunehmen ist. Die erste Kirche in Abdinghof in Paderborn, ein Holzbau wurde 1016 geweiht, der folgende weit größere Steinbau stürzte 1022 ein. Der spätestens nach einem Stadtbrand 1058 begonnene dritte Bau war eine etwas verkleinerte Pfeilerbasilika mit Kastenchor. Das vorhandene Querhaus tritt aber nicht über die Flucht der Seitenschiffe hervor. In der Krypta, die wohl schon vor 1022 vollendet wurde werden Vierpaßsäulen verwendet, eine Stützenform die später auch in den Kirchengruppen um Altenkrempe und Gadebusch verwendet wird.

Zu dieser Frage wären sicherlich die Kirchen in Stade, etwa die Stiftskirche St.Georg von 1134?, oder das alte Kloster St.Michaelis auf dem Lüneburger Kalkberg von Interesse. Vicelins Nachfolger Gerold war Hofkaplan am Herzogshof in Braunschweig. Bei seinem Amtsantritt 1154 bestand in Braunschweig noch der 1278 durch ein Feuer zerstörte romanische Klosterbau von St.Ägidien, dessen 1115 geweihte Klosterkirche ebenfalls eine querhauslose Basilika in der Tradition von Bursfelde gewesen sein soll. Querhauslose Backsteinbasiliken stehen noch in Brandenburg (St.Nicolai, Osteile um 1170 begonnen, westliches Langhaus erst 13.Jh.) und Salzwedel (St.Lorenz, etwa erste Hälfte des 13.Jh.)