Die Systemskizzen


Das System der Skizzen
Um einen schnellen groben Überblick über die Grundrißentwicklung von Kirchen darstellen zu können habe ich mir ein System geschafen mit dem sich kleine Pixelbilder erstellen lassen. In den Grafiken stelle ich zunächst nur die Wände und Jocheinteilung dar. Ausgangspunkt waren romanische Bauten im Gebundenem System.  

Als kleinste Einheit wählte ich für ein Seitenschiffgewölbefeld ein Quadrat von 3 x 3 Pixel. Da für den Rand, ob nun Joch oder Wand, jeweils ein Pixel benötigt wurde, ergibt das für ein Mittelschiffjoch die Länge von 7 (3+3+1) Pixeln. Umschlossen von einem Pixelquadrat von 9 Pixeln Kantenlänge.


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Eine dreischiffige Basilika im Gebundenen System mit drei Mittelschiffsjochen, einem Querhaus, einem Schiffsbreitem Chor, einer Hauptapsis und an den Querhausarmen je einer Nebenapsis sowie einer Doppelturmfront im Westen.
 

Vergleichbarkeit

Die rote Linie beschreibt hier die Stelle, wo das Langhaus an den etwas sakraleren Ostbereich der Kirche anschließtt. 

Flachgedeckte Bauten haben oft keine Jocheinteilung. Sie erscheinen wie die kleine Saalkirche in Skizze 1. als ungegliedertes Rechteck. Skizze 2. stellt eine zweijochige Saalkirche mit einem im Westen vorgesetztem Rundturm dar. Im östlichen Holstein wurde diese Typ als Vizelinkirchen bekannt, allerdings nimmt man heute an, das dieser Bautyp nicht unter Vizelin sondern erst unter dem lübecker Bischof Gerold zum Standard für kleine Dorfkirchen wurde. 

Skizze 3. und 4. stellen Basiliken im Gebundenem System, mal mit eingebundenem Turm (Altenkrempe, Mölln) und mal mit im Westen angebautem Turm (Eutin) dar. Skizze 5. beschreibt einen Bau mit Querhaus aber ohne Chor, während der Bau in Skizze 6. (Segeberg) wieder einen solchen besitzt.  

Skizze 7. unterscheidet sich von der vorhergehenden durch die Doppelturmfront. In Skizze 8. wird der Chor von Seitenschiffen flankiert, die eigene Apsiden haben. Zusammen mit den Apsiden an den Querhausarmen und der Hauptapsis ergibt das einen gestaffelten Chor. 

 

Skizze 9. (Würzburg/Straßburg) beschreibt eine Basilika mit Querhaus, Chor, Haupt- und Nebenapsiden sowie in den Ecken zwischen Chor und Querhaus eingestellten Türmen. Ob das Mittelschiff des Langhauses nun flachgedeckt ist oder ein Tonnengewölbe besitzt ist nicht unterscheidbar. Diese Information muß man dem beschreibendem Text entnehmen. 

Skizze 10. (Hildesheim, St.Michael) stellt einen flachgedeckten Bau mit zwei Querhäusern dar. Im Osten schließt direckt an der Vierung eine Apsis an, während im Westen noch ein Chor eingefügt ist. Als Besonderheit sind an den Enden des Querhauses Emporen abgeteilt mit angegliederten Treppentürmen und im Westen besitzen Chor und Hauptapsis einen Umgang.

Die Kirche , die mit Skizze 11. (Cluny II) beschrieben wird, besitzt ein Langhaus mit einem in kurze Joche eingeteiltes Tonnengewölbe. Im Westen ist der Kirche ein Paradies vorgebaut. Dies ist ein von einem Wandelgang umschloßener Hof.

 Skizze 12. (Paulinzella/Hirsau) zeigt im Westen ebenfalls einen Hof, denn der Bereich, der als verlängertes Mittelschiffjoch zwischen den Türmen und den normalen Langhausjochen erscheint, war vermutlich nicht oder erst später überdacht. 

Skizze 13. (Bamberg/Mainz) stellt einen Bau im Gebundenen System mit einem westlichen Querhaus, sowie einigen Tonnengewölben dar.

Anhand von den nächsten beiden Beispielen und  kann man deutlich unterschiedliche Auffassung der Funktion erkennen. Der romanische Bau in Skizze 14. (Speyer) hat ein langes Langhaus, das einen langen eindrucksvollen Prozesionsweg vom Haupteingang an der Westfront bis zum Altarbereich im Osten bereitstellt. Im Bau von  Skizze 15. (Kölln) ist der Chor mehr als halb so lang wie das Langhaus um eine größere Menge von Klerikern unterzubringen. Anstatt das Langhaus noch länger zu machen hat man die Kirche zu fünf Schiffen verbreitert und das Querschiff mit Seitenschiffen versehen.

 

Halberstadt

Setzt man bei dem Dom von Halberstadt und seinem Vorgänger die Naht zwischen Langhaus und dem Ostbereich mit Querhaus und Chorbereich auf eine Achse, kann man auch hier schön die Verlängerung des Chores und gleichzeitige Verkürzung des Langhauses erkennen. 

Wenn man bei den beiden letzten Bauten, der gotische Dom (Skizze 21/28) war ein völliger Neubau, die Naht zwischen Apsis und Chor auf eine Achse setzt, erscheint das Querhaus nach Westen verutscht. Tatsächlich ist der Neubau deutlich länger als die Vorgänger. Das Querhaus wurde etwa um die halbe Breite nach westen versetzt, die ergrabenen Westtürme liegen  noch östlich der heutigen Doppelturmanlage und die kleine kreuzförmige Kapelle, die noch östlich des Umgangs lag wurde in der heutigen Apsis ergraben. Bei dem Skizzensystem vergleiche ich die Grundrißsysteme. Der Masstab wird dabei bewust vernachlässigt.

Ein Kloster

Bei diesem Beispiel eines idealen Klosterplans wird deutlich, wo mein System an seine Grenzen stößt. In Bereichen, wo die Gewölbefelder ohne bezug auf einander unterschiedlich groß sind, kann das kleine Raster der Pixel leicht zu verfälschungen führen. Auch läßt sich hier schlecht unterscheiden ob es sich um einen Saal mit vielen Jochen handelt oder um mehrere nebeneinanderliegende Räume mit gleich großen Gewölbefeldern, da das System nicht zwischen Jochgrenzen oder Mauern unterscheidet.

Lübeck, St.Marien
1161, Erwähnung einer Marktkirche, (heutiger Markt oder beim alten Hafen ?)
um1200, Bau einer romanischen Basilika
ca.1250, Umbau zu einer Hallenkirche
1310,  Baubeginn des Südturmes und der Briefkapelle.
verm.1337, Fertigstellung des Langhauses.
1444, Bau der Marientidenkapelle im Osten.
Die Baustufen. (Animierte GIF-Datei)
Der Farbcode
Anklicken zum Vergrößern Nutzung der Farben am Beispiel St.Marien in Lübeck. Die romanischen Reste sind in einer Vergrößerung leichter zu erkennen. (Bild Anklicken)

Ungefähre zeitliche Zuordnung der Farben
  • ca. 0750-0950 = Karolingisch
  • ca. 0950-1050 = Ottonisch
  • ca. 1030-1200 = Hochromanisch
  • ca. 1200-1250 = Spätromanisch
  • ca. 1230-1300 = Frühgotik
  • ca. 1300-1450 = Hochgotik
  • ca. 1450-1550 = Spätgotik
  • ca. 1530-1750 = Renaissance und Barock
  • ca. 1750-2000 = Neuzeit
Nutzung der Farben am Beispiel St.Martini in Braunschweig


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